Nationalitätenkonflikt wegen Berg Karabach

Unter der Sowjetunion koexistierten Armenien und Aserbaidschan. Es existierte in beiden Ländern eine Vielzahl der Diaspora des jeweilig anderen Landes. Als die Zentralgewalt schwächelte, brachen Konflikte mitsamt Pogromen aus; (Pogrom steht für die gewaltsame Ausschreitung gegen Menschen, die entweder einer abgrenzbaren gesellschaftlichen Gruppe angehören oder aber von den Tätern einer realen bzw. vermeintlichen gesellschaftlichen Gruppe zugeordnet werden.) Dazumal ging es mehr um Macht als Religion. Ich selbst bin mit Muslimen und Juden befreundet, keine Religion goutiert Gewalt. Doch schnell kann zwischen andersartigen Gruppierungen eine Spirale entstehen, und ein Sieg vertieft Wunden von Verlierern wie Siegern.

Armenien kontrollierte schließlich seit 1994 Berg Karabach, obwohl das Land völkerrechtlich Aserbaidschan angehört, auch wenn dort mittlerweile nur Armenier leben. Ein Grund, weshalb der Konflikt seither wieder aufflackerte. Die Türkei hat sich daraufhin ebenfalls eingemischt, und letztendlich hat dort die russische Regierung eine «Friedenstruppe» errichtet.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen ihre Probleme selber lösen könnten, sofern sie sich nicht durch machthungrige Politiker vertreten lassen. Kein Mensch möchte Krieg, die Folge einer solchen Auseinandersetzung; immer Tote und keine Lösung, alte Wunden auf beiden Seiten reißen wieder auf. Zu den «Azeri» (Aserbaidschaner oder Aseris) möchte ich hingehen; denn darüber möchte ich gerne in Baku mit ihnen diskutieren. Ich bin der Meinung, dass jene Menschen, welche es dort betrifft, das Zepter dringend in ihre eigene Hand nehmen sollten – «einfacher gesagt als getan.»
Doch wie wäre es mit erneuten Gehversuchen?

Türkei und Armenien – der Genozid

Der Genozid seitens der Türkei gegenüber den Armeniern wird immer noch geleugnet, obwohl historisch bewiesen. Die Türkei will sich dafür nicht stigmatisieren lassen. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, wir wurden immer wieder mit der Nazizeit konfrontiert. Das darf sich ja nicht wiederholen. Die Nachkriegsgeneration in und um Europa ist aus Sicht der Nato dennoch zu bestrebt nach Harmonie, um aufmerksam genug hinzusehen, und um Wiederholungen damit vorzubeugen.

Jeder Mord gehört geächtet. Verantwortliche dafür sind zur Rechenschaft zu ziehen. Der Völkermord in Armenien ist über 100 Jahre her, jeder der für die Gräuel Verantwortung ist, – tot. Zur Geschichte der Türkei gehört dies. Aber daraus von einer Drangsalierung zu erfahren, kann niemand gerne entgegennehmen. Ferner könnten ja berechtigte Schadenersatzforderungen gestellt werden, daher die Verteidigung der heutigen Regierung, die sich freilich auch auf die türkische Bevölkerung auswirkt.

Doch bestimmt ist es auch besonders bedeutsam, an die Zukunft zu denken. Das Verhalten der Türkei sollte sich hierzu hingegen ändern. Es bräuchte sicherlich Aufarbeitung jener Geschehnisse. Letztlich, um aufeinander zugehen zu können und um das konstruktive Aufbauen eine Zukunft Willen. Der türkische Osten ist arm, durch Abgrenzung wird niemals Wohlstand erschaffen.

Es ist schade, dass hier keine grenzüberschreitenden Reisen möglich sind, auch Aserbaidschan schließt seine Grenzen zu Armenien. Dabei könnten so tolle Reisen dorthin organisiert werden. Die Zeit der Grenzen sollte überwunden werden – nein, längst sein. Die Menschen müssten sich ohne Hass begegnen können. Eine Demokratie und Aufklärung ohne Fake-News sowie regelmäßige physische Begegnungen unter diesen verschiedenen Volksgruppen wären hierzu förderlich.

Doch solch wohlbekannte Einsichten sind bald einmal in Worten niedergeschrieben, in manch verworrener Realität können Taten weit von Worten entfernt liegen.
Dort Vorbild sein zu können, wo es von Bedeutung wäre, ist keine Selbstverständlichkeit.